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Letzte Aktualisierung:
16.2.2024
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Fisch zu viert
Pressestimmen
Tödlicher Undank im Hause Heckendorf
Premiere von "Fisch zu viert" bei Theatraubling / Brossmann zeigt feines
Gespür für Charaktere
Von Thomas Kreissl, MZ
„NEUTRAUBLING. So viel ist klar - Undank ist der Welt Lohn. Dass Undank sogar
tödlich sein kann, zeigt das Amateurtheater Theatraubling derzeit mit seinem
Lustspiel "Fisch zu viert" im Kultursaal. Mit geschliffenen Dialogen,
abwechslungsreichen Charakteren und turbulenten Situationen kommt das Stück
von Wolfgang Kohlhaase und Rita Brunner daher. Die Laienspieler von
Theatraubling servieren eine Boulevardkomödie, wie sie sich gehört.
Viel Arbeit hat Uli Brossmann, der als Erzähler der Moritat auch durch die
insgesamt sieben Bilder führt, in sein Regiedebüt bei Theatraubling
investiert. Das wird besonders dort deutlich, wo er sich den Charakteren des
Vier-Personen-Stücks widmet. Mit einem feinen Gespür für die Geschichte
zeichnet Brossmann seine Figuren und lässt die Zuschauer so intensiv
teilhaben am skurrilen Leben im Hause Heckendorf. Gekonnt versteht es der
Regisseur auch den Sprachwitz des recht kurzweiligen Lustspiels in Szene zu
setzen.
Brossmann kann dabei auf Laienspieler bauen, die sich überzeugend in ihre
Figuren hineinfinden. Ein wahres Vergnügen ist es, Margot Gabriel als
herrlich diktatorisches und enorm geschäftstüchtiges Oberhaupt über die
Familie samt Diener herrschen zu sehen. Enormen Spaß an ihrer Rolle hat
sichtlich auch Sabine Kümmel, die als Cäcilie in Reitstiefeln und mit Gerte
den männlich-militärischen Part des Schwestern-Trios übernimmt. Ihr
zackig-strammes Schäferstündchen mit Diener Moosdenger ist köstlich
anzusehen. Da kommen Ausdruck und Gesten auf den Punkt. Das genaue Gegenteil
zu Cäcilie verkörpert Sonja Brossmann als Clementine. Die jüngste der
Schwestern hat nichts zu sagen, ist hoffnungslos romantisch und ebenso naiv.
Und dann, der arme Rudolf Moosdenger! Der Diener der drei Damen Heckendorf
hat 30 Jahre gebuckelt, geschuftet und vieles ertragen. Er war stets zu
Diensten - in jeder Beziehung, und musste unzählige Male die Sonne glutrot
in der Bucht von Neapel versinken lassen. Jetzt ist er am Ende und will
seinen gerechten Lohn. Eine echte Herausforderung ist die Rolle für Josef
Eder, der fast pausenlos auf der Bühne steht, in seinem einsamen Kampf gegen
das geballte "schwache Geschlecht". Dass sich Eder in der Haut des Dieners
wohl fühlt, ist nicht zu übersehen, da stimmt die Haltung, da stimmt das
Spiel.
Doch die Kehrtwende vom widerspruchslos dienstbaren Geist zum durchtriebenen
Gegner, der der Schwestern Mordgedanken durchschaut und gnadenlos
zurückschlägt, bleibt unvollendet. Eders Diener zeigt zu wenig sein wahres
Gesicht. Und nicht nur ihm, der gesamten Inszenierung fehlt es zum Finale am
Wechsel in Ausdruck und Tempo. In so mancher Szene hat das Stück deshalb
vermeidbare Längen.
Trotzdem ist das Lustspiel sehenswert. Das kleine Ensemble bietet einen
vergnüglichen Theaterabend mit viel Liebe zu den Figuren sowie kleinen und
großen Details. Das beweisen auch Jürgen Gabriel und Uli Brossmann mit ihrem
liebevoll arrangierten Bühnenbild sowie Sylvia Eder mit aufwändigen
Kostümen.
"Fisch zu viert" zeigt Theatraubling noch am Freitag und Samstag jeweils um
19.30 Uhr im Kultursaal. Karten gibt es an der Abendkasse und bei
Schreibwaren Yellow, Tel. (0 94 01) 73 53.
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